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Samstag, 17. November 2012

Modellschule - Eltern wollen sie nicht

Die "Modellschule" wird es in Gütersloh nicht geben: die Eltern haben mit den Füßen abgestimmt - dagegen. Zu wenig Anmeldungen. Nur rund 30. Erforderlich waren 75 für eine Dreizügigkeit.

Das ist eine schallende Ohrfeige für die Stadtverwaltung (Dezernent für Bildung und Schulamt) sowie auch für die Politik in Gänze. Flickwerk war die Modellschule. Da hilft es auch nicht, wenn es jetzt heißt, es habe am Tempo gelegen, mit welchem diese Entscheidung herbeigeführt worden sei. Der Weitblick und die Einsicht haben gefehlt. Die Gestaltungshoheit der kommunalen Führungspersonen ist nicht ausgenutz worden, obwohl das Land NRW genau dies gewollt hat.


Modellschule - nicht mal ein Tropfen Wasser auf den Stein
Dr. Ernst Rösner (Institut für Schulentwicklungsforschung, TU Dortmund) hatte der Stadt schon auf dem Bildungsgipfel 2011 Gütersloh mit auf den Weg gegeben, was Eltern sich für ihre Kinder wünschen: das Beste. Eltern sind heute sehr aufgeklärt, wenn es um Schullaufbahnen geht. Und sie merken, wenn sie aufs Glatteis gezogen werden sollen. Sie haben offensichtlich kein Vertrauen in die Entscheidung der Politik gehabt, eine Modellschule auf tönernen Füßen zu errichten. Zu viele Unwägbarkeiten, zu viele Brüche. Sie wollen ihre Kinder dieser vagen Idee nicht anvertrauen.

Die Modell-Schule hatte goldene Zeiten versprochen: Individuelle Förderung, kleine Klassen. Rein rechnerisch kann sich jedes Elternteil ausrechnen, dass erforderliche 75 Anmeldungen für eine Dreizügigkeit also 25 Kinder pro Klasse ergeben. "Kleine Klassen" sehen gefühlt anders  aus. 25 sei doch jetzt schon Durchschnitt - sind Politik und Verwaltung in den vergangen Jahren bemüht gewesen, den Status quo zu deklarieren, wenn Eltern schon seit Jahren für alle bisherigen Grundschulen die Forderung nach "kleinen Klassen" gestellt haben. 

Schelte und Draufhauen sind aber jetzt Nebensache. Es geht um die zukünftige Generation Kinder, die demnächst beschult werden muss. Da heißt es jetzt für Verwaltung und Politik, nachsitzen und sich an eine grundlegene Schulentwicklung zu begeben - nicht mit der heißen Nadel gestrickt und nicht im Sinne einer weiteren x-ten, neuen Schulform. Sondern vom Kind her gedacht. 

Und das heißt, die Eltern wollen ihren Kindern von Anfang an alle Abschlüsse offen halten. Es läuft auf das Zweigliedrige Schulsystem hinaus: ein Gymnasium (bisher unantastbar) und eine weitere Form, in der alle Abschlüsse möglich sind - im Modus der individuellen Förderung, mit Zeit, mit hoher Ausstattung. Darüber gilt es jetzt nachzudenken. Denn eine Schulkarriere kann man nur einmal machen. Da sind die Eltern sensibilisiert bis in die Fingerspitzen. 

Politik ist jetzt gefordert, zu erklären, wie sie eine gute Schullandschaft entwickeln will. Die umliegenden Kommunen haben sich längst auf diesen Pfad begeben - diskutieren und entwickeln. Immer im Blick, die Möglichkeiten. Und nicht wie in Gütersloh, wie verhindere ich eine Schulschließung, wie flicke ich gerade an einer Stelle, wo es schon lange brennt. 

Gefragt sind Konzepte, da war Dr. Rösner schon weiter als man hier sein wollte. Jetzt liegt das Kind im Brunnen, da darf man gerne nochmal bei den Experten nachschauen, wie es denn geht.





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